Ferdinand Aarns
taktlos ⚓ beeinflussbar ⚓ kreativ ⚓ nachdenklich ⚓ loyal
Immer auf der Suche nach Anerkennung stolpert Ferdinand durch sein Leben. Gut, der Suchradius ist auf seine Heimatstadt, aus der er nie so ganz rauskam beschränkt. Den Großteil seines Lebens verbrachte er dabei im heimischen Keller seiner Eltern, in diversen Onlinewelten, wo er nach der Schule und an freien Tagen versuchte sein eigentliches Leben auszublenden, indem er sein Alter Ego erschuf, pflegte und wachsen ließ. Etwas Geld nebenher verdient er als Kellner, Mindestlohn, nicht genug zum Ausziehen und sein Leben endlich in die eigene Hand zu nehmen, aber für eine Ausbildung oder ein Studium fehlt ihm nach wie vor die Kraft.
Große Träume hatte er nie gehabt, selbstständig sein wäre schön gewesen. Seit Ferdinand sich zurückerinnern kann kommt es ihm so vor, als würde er von außen zusehen und beobachten, wie andere ihr Leben leben und glücklich sind. Und er wollte dazu gehören und war nie genug. Trotzdem bestand die Hoffnung bis zu diesem einen Sommer: 2018, das Jahr, dass alles veränderte. Befragungen der Polizei, das ewige Fragen nach dem „Warum?“. Immerhin waren sie hier in Geranienburg. In der Stadt, in der nie etwas passierte und ausgerechnet diese Stadt wurde Schauplatz dieser Tragödie.
Ferdinand kapselte sich in darauffolgenden Jahren nur noch mehr ab, versteckte sich vor der Welt und vielleicht vor sich selber. Aber der Vergangenheit entkommt man so nicht. Sie jagt einem unaufhaltsam hinterher und 2023 scheinen die damaligen Ereignisse wieder ganz nahe zu sein. Und mit jedem Tag, den das Jubiläum näher rückt spürt Ferdinand eine eigentlich längst in ihm verschlossene Angst wieder ganz nahe zu kriechen und in den Schatten seines kleinen Zimmers zu lauern.